Chronik: Die Anfänge der SPD

Über hundert Jahre sind mittlerweile vergangen, seit Ferdinand Lassalle mit seiner hervorragenden organisatorischen Begabung und seiner aufrüttelnden politischen Agitation den Grundstein für das Wirken der deutschen Sozialdemokratie legte.

Die Sozialdemokratie ist ein Teil der Geschichte des deutschen Volkes. Am 23. Mai 1863 wurde in Leipzig der Allgemeine Deutsche Arbeiterverein (ADAV) gegründet, deren erster Präsident Ferdinand Lassalle war.

Die Grundlage des politischen Handelns von Lassalle war verknüpft mit drei Hauptforderungen:

  1. unabhängige Arbeiterbewegungen
  2. allgemeines Wahlrecht
  3. Errichtung von Produktiv-Genossenschaften mit Staatshilfe.

Der Satz "Bei der Demokratie allein ist alles Recht – und bei ihr allein wird die Macht sein" aus Lassalles offenen Antwortschreiben hat bis in die heutige Zeit nichts von seiner Bedeutung verloren.

Nur fünfzehn Monate nach der Gründung des ADAV am 31. August 1864 starb Lassalle bei einem Duell.

  
Ferdinand Lassalle

Beeinflußt durch Karl Liebknecht und dessen Verbundenheit mit Marx und Engels findet August Bebel den Weg zum Sozialismus. Er wurde 1865 Vorsitzender des Gewerblichen Bildungsvereins. Ein Jahr später gründeten Liebknecht und Bebel die sächsische Volkspartei. 1869 wurde in Eisenach die "Sozialdemokratische Arbeiterpartei Deutschlands" gegründet, der die Arbeitervereine und der oppositionelle Flügel der Lassalleaner angehörten.

Ab diesem Zeitpunkt ist August Bebel der unbestrittene Führer und Taktiker der Partei. Er ist bis zu seinem Tod am 13. August 1913 der Agitator in den Bemühungen zur Einheit der sozialistischen Bewegung. Daran änderte selbst die Zeit der Verfolgung nichts.

Beide Richtungen der Sozialdemokratie , "Lassaleaner" und "Eisenacher", vereinigen sich 1875 in Gotha zu einer einheitlichen deutschen Arbeiterpartei. Auf den ersten Blick scheint es, als hätten sich die radikaleren Marxisten in der neuen Partei durchgesetzt, doch das sog. "Gothaer Programm" zeigte, daß eine Reihe von lassalleanischen Vorstellungen mit einflossen.   
Gedenkblatt zum
Vereinigungsparteitag 1875

Als Bismarck 1878, beunruhigt durch die ständigen Erfolge der Sozialdemokratie, zwei Attentate auf den Kaiser zum Anlaß nahm, die sog. Sozialistengesetze zu erlassen, bedeutete dies für die Sozialdemokratie entscheidende Einschnitte in ihr Handeln. Ihren stetig wachsenden politischen Erfolg können sie aber nicht aufhalten.

Das Tragische an den Sozialistengesetzen war die dadurch geschaffene Kluft zwischen Arbeiterschaft und Bürgertum.

Die Entwicklung nach den Gesetzen ist eine der vielschichtigsten der Geschichte der Arbeiterbewegung.

Zwölf Jahre nach den einschneidenden Sozialistengesetzen und der Entlassung Bismarcks erhielten die Sozialdemokraten bei den Wahlen 1,4 Millionen Stimmen und wurden damit die stärkste Partei Deutschlands.

Von 1891 an (Erfurter Programm) trägt die Partei den Namen "Sozialdemokratische Partei Deutschlands". Die wichtigsten Inhalte des Programms waren: "Die Produktionsmittel müssen in den Besitz der Gesamtheit kommen; das kann nur das Werk der Arbeiterklasse sein, und dazu bedarf es der politischen Macht. Darum muß sie kämpfen – und dies geschieht durch die Partei, die Sozialdemokratie".

Mit der Aufhebung des Sozialistengesetzes und der Einführung der Arbeiterschutzgesetze von 1890/91 sollten die Sozialdemokraten mit dem Reich ausgesöhnt werden. Doch die SPD unter August Bebel beharrt auf ihrer oppositionellen Haltung. Enttäuscht läßt der Kaiser die "vaterlandslosen Gesellen" fallen. Reichskanzler Caprivi lehnt jedoch eine neuerliche Politik der Unterdrückung gegen die von nun an ständig wachsende Partei ab. Sein Nachfolger, Fürst zu Hohenlohe-Schillingfürst, hingegen versuchte, diese Politik wieder aufzunehmen. Er schlägt vor, das politische Strafrecht zu verschärfen und Koalitionszwang bei Streiks mit Zuchthaus zu ahnden. Doch die Gesetzesvorlagen scheitern im Reichstag.

Wir machen jetzt den Sprung in ein neues Jahrhundert. Was geschah alles im Jahr 1901?

  • Victoria, die Königin von England und Irland, stirbt am 22. Januar 
  • Wilhelmina, die Königin der Niederlande, heiratet am 7. Februar Herzog Heinrich von Mecklenburg-Schwerin 
  • Am 1. März wird in Wuppertal die Schwebebahn in Betrieb genommen 
  • Erich Ollenhauer wird am 27. März in Magdeburg geboren 
  • Die staatliche Rechtschreibkonferenz in Berlin beschließt für den deutschen Sprachraum geltende Rechtschreibregeln 
  • Am 22. September wird der Bürgerverein in Nieste gegründet, aus dem unser heutiger Ortsverein hervorgeht 
  • In Hamburg wird die Deutsche Gesellschaft für Geschichte der Medizin, Naturwissenschaft und Technik am 25. September gegründet 
  • Am 27.11. wird die Tragödie "Der rote Hahn" von Gerhard Hauptmann am Deutschen Theater in Berlin uraufgeführt. 
  • In Stockholm und Oslo werden am 10. Dezember erstmals die Nobelpreise verliehen; deutsche Preisträger sind Emil von Behring (Medizin) und Wilhelm Conrad Röntgen (Physik)

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