Chronik: 1980–1989

Was in unserem Dorf geschah:

Am 22. März 1980 wurde das 75 jährige Bestehen des SPD Ortsver­eins Nieste mit zweijähriger Verspätung gefeiert. Sicher wird gleich gerechnet, da in 2001 bereits das 100 jährige Jubiläum begangen wird. Dies ist den Recher­chen von Lothar Rommel zu verdanken, welcher die Gründungssatzung des Bür­gervereins zu Nieste entdeckte, die auf den 22. September 1901 datiert ist. Da diese aber erst zehn Jahre später entdeckt wurde, nahm man bis zu diesem Zeitpunkt an, daß unser Orts­ver­eins im Jahr 1903 gegründet wurde.

Im selben Jahr begann die Suche nach einem eigenständigen Gemein­dewappen. Nach anfänglichen Versuchen, dieses durch kreative Bür­ger entwerfen zu lassen, gab man doch schließlich einen Auftrag an die Fa. Hartung in Hann. Münden.

Der März 1981 bescherte Hessen wieder einmal Kommunalwahlen. In unserer Gemeinde konnte die SPD 78,3% der abgegebenen Stimmen erzielen und konnte so zwölf der fünfzehn Gemeindevertreter stellen.

Auf Kreisebene konnten die Niester zwar 72,4% für die SPD verbu­chen, aber insgesamt rutschten die Sozialdemokraten erstmals nach 30 Jahren unter die 50% Marke.

Am 22. Juni 1981 wurde der Entwurf des Heraldikers Hartung für das neue Gemeindewappen einstimmig angenommen. Von nun an hatte unsere Gemeinde ein eigenständiges Wappen, wie wir es heute noch kennen.

Im Jahr 1982 vollzog sich ein Generationenwechsel in unserer Partei, Arthur Wenzel legte nach dreißig Jahren das Amt des 1. Vorsitzenden unseres Ortsvereins nieder, um es in jüngere Hände zu übergeben. Edgar Paul übernahm den ersten Vorsitz und Norbert Zinke wurde zweiter Vorsitzender, da auch Friedel Kilian glaubte sein Amt jünge­ren zur Verfügung stellen zu müssen.

Auf Gemeindeebene ist die Einweihung der neuen Friedhofshalle und der Bau eines neuen Feuerwehrgerätehauses zu erwähnen. Ebenfalls wurde im Gemeindevorstand die Einrichtung von Jugendräumen im Obergeschoß des Kindergartens beschlossen.

Das Jahr 1983 begann für unsere Gemeinde und unsere Partei mit einer erschütternden Nachricht. Unser Bürgermeister Karl-Heinz Siebert starb am 7. Februar 1983 im Alter von 58 Jahren nach einer Blinddarmoperation. Er wurde am 10. Februar unter Anteilnahme der ganzen Gemeinde beerdigt. Karl-Heinz Siebert war fast 24 Jahre Bür­germeister unserer Gemeinde und hinterließ eine große Lücke, die es zu füllen galt. Nach seinem plötzlichen Tod übernahm Friedel Kilian als erster Beigeordneter die Amtsgeschäfte. Die neu zu besetzenden Stelle des Bürgermeisters mußte nach der HGO öffentlich ausge­schrieben werden. Insgesamt gingen auf die Anzeige im Hessischen Staatsanzeiger sieben Bewerbungen ein. Im Gemeindevorstand, in den Fraktionen und in den Ortsvorständen der Parteien wurde nun erörtert, ob ein ortsfremder, oder ein Gemeindebürger vorzuziehen sei. In der SPD Mehrheitsfraktion und im SPD-Vorstand entschied man sich für die zweite Variante und schlug Heinrich Holzhauer vor, sich für das Amt zu bewerben.

  Bürgermeister Heinrich Holzhauer

Er übernahm am 1. Juni 1983 die offiziellen Ge­schäf­te nachdem er zwei Tage zuvor einstimmig ge­wählt wurde.

Am 28. August 1983 feierte unsere Ortsverein sein 80jähriges Beste­hen. Zu diesem Anlaß wurde der älteste Bürger Niestes, August Paul Noll, für seine 75jährige! Mitgliedschaft geehrt. Er war mit seinen 104 Jahren der älteste Genosse in der Bundesrepublik.

Im Jahr 1984 hatte der neugewählte Bürgermeister allerhand zu tun. Viele Bauvorhaben wurden nach erteilten Zuschüssen der Landesre­gierung umgesetzt, als Beispiele seien die Fertigstellung des Feuer­wehrgerätehauses, der Ausbau der Abwasseranlagen mit neuem Re­gen­wasserrückhaltebecken und die Sportplatzsanierung genannt.

Am 7. Juni 1984 mußte die SPD, die Freiwillige Feuerwehr und der Rest des Dorfes von dem Beigordneten Franz Müller Abschied neh­men. Er war viele Jahre maßgeblich an der aktiven Arbeit in der Ge­meindevertretung und dem Gemeindevorstand beteiligt. Auch Franz Müller hinterließ wie schon ein Jahr zuvor Karl-Heinz Siebert eine große Lücke in unserer Partei.

Am 10. März 1985 fanden wieder Kommunalwahlen statt. Unsere Partei konnte damals ein Sensationsergebnis erzielen. Mit 84,3% lagen wir hessenweit an der Spitze und konnten sogar den 13. Platz in der Gemeindevertretung hinzugewinnen. Generell mußte unser poli­tischer Gegner bei dieser Wahl Federn lassen, obgleich sicherlich auch die unpopulären Sparbeschlüsse der schwarz-gelben Bundesre­gierung im sozialen Bereich mitverantwortlich waren. Nach der Wahl war der Platz des ersten Beigeordneten neu zu besetzen, da Friedel Kilian nicht mehr angetreten war. Der damalige SPD Vorsitzende Edgar Paul übernahm dieses Amt. Auch auf Kreisebene konnte unsere Gemeinde mit einem Ergebnis von 76,6% für die SPD glänzen.

In den nächsten Sitzungen der neuen Gemeindevertretung wurde die Mülltrennung für unser Dorf beschlossen.

Für das Jahr 1986 ist zu erwähnen, daß unser Hausarzt Rudolf Kluge nach 38 Jahren Arbeit in unserem Dorf in den Ruhestand ging. Seine Praxis übernahm unser heutiger Hausarzt Wilfried Kreisel.

Im Jahr 1987 mußte der SPD Ortsverein bei zwei Wahlen auf Stim­menfang gehen: am 25. 1.1987 waren Bundestagswahlen angesetzt (unsere Gemeinde glänzte mit einer Wahlbeteiligung von 93,4%), und nur wenige Wochen später fanden vorgezogene Landtagswahlen statt, bei denen die erste rot-grüne Landesregierung von einer christlich-liberalen Koalition abgelöst wurde. Walter Wallmann löste damals Holger Börner im Amt des Ministerpräsidenten ab.

Am 13. Februar 1988 wurde das alte "Rathaus" letzmalig von den Niester Narren erstürmt, da die Gemeindeverwaltung im Juni des sel­ben Jahres in ihre neuen Räume im Kindergarten zog.

Erstmalig vom 23. bis 26. Juni ´88 richtete unser Ortsverein das mitt­lerweile traditionelle Fußballturnier für alle nicht fußballspielenden Ver­eine aus. Wenig später, am 24. September, wurde das 85jährige Be­stehen unseres Ortsvereins gefeiert. Der damals älteste Bürger unserer Gemeinde, August Wolfram I, wurde für seine siebzigjährige Mitgliedschaft geehrt.

Im Oktober gab es einen Wechsel des ersten Beigeordneten, da Edgar Paul nach Ahnatal gezogen war, hatte dieser sein Ehrenamt niederge­legt. Zu seinem Nachfolger wurde der Beigeordnete Paul Ewig ge­wählt.

Nachdem der Antrag der CDU-Fraktion auf Stellen-Ausschreibung abgelehnt wurde, stand einer Wiederwahl von Heinrich Holzhauer im Amt des Bürgermeisters nichts mehr im Wege. Er wurde am 10. Feb­ruar 1989 für weitere sechs Jahre in seinem Amt bestätigt. Bei den ebenfalls stattfindenden Kommunalwahlen konnten wir zwar wieder über 80% der Stimmen verbuchen, aber der 13. Gemeindevertreter­sitz viel wieder an die CDU zurück.

Einen Tag nach der erneuten Wahl von Heinrich Holzhauer zum Bür­germeister, konnte dieser offiziell die neuen Jugendräume am Dresch­platz einweihen, nachdem die alten Räume wieder dem Kindergarten zur Verfügung gestellt wurden.

Was in Deutschland und der Welt geschah:

Am 29. April 1980 stirbt Alfred Hitchcock im Alter von 80 Jahren. Im Oktober 1980 wird die sozial-liberale Koalition unter Helmut Schmidt erneut von den Wählern bestätigt.

Im Dezember trauert die Musikwelt um den Ex-Beatle John Lennon, der einem Attentat zum Opfer fiel. Ebenfalls Opfer eines Attentats wurde am 6. Oktober 1981 der ägyptische Staatspräsident Anwar es-Sadat.

Im April 1982 beginnt der Krieg um die Falkland-Inseln im Südatlan­tik, nachdem Argentinien mit 5000 Soldaten die britische Kolonie in Besitz genommen hat. Am 29. Mai 1982 stirbt Romy Schneider im Al­ter von gerade 43 Jahren.

Im September des selben Jahres zerbricht die Koalition von SPD und FDP auf Bundesebene. Statt der von Helmut Schmidt angestrebten Auflösung des Bundestages, schließen sich CDU/CSU und FDP zu eienr neuen Koalition zusammen, und wählen in einem konstruktiven Mißtrauensvotum Helmut Kohl am 1. Oktober zum 6. Kanzler der Republik. Im November stirbt der sowjetische Staatschef Leonid Breschnew.

Bei den vorgezogenen Neuwahlen des Bundestages am 6. März 1983 wurde die schwarz-gelbe Koalition in Bonn bestätigt. Die Grünen zogen erstmals in den Bundestag ein.

Im Juni 1984 mußte der damalige Wirtschaftsminister Otto Graf Lambs­dorff aufgrund einer Anklage wegen Bestechlichkeit von seinem Amt zurücktreten (Flick-Affäre)

Das Jahr 1986 bescherte der Sowjetunion zwei geschichtsträchtige Er­eignisse. Am 26. April kommt es im ukrainischen Atomkraftwerk Tschernobyl zum Supergau. Eine ganze Region wird unbewohnbar und in einem Großteil der westlichen Welt werden erhöhte Strahlen­wer­te festgestellt. Nach der Reaktorkatastrophe wird in der BRD ein Bundesministerium für Umwelt-und Reaktorsicherheit eingerichtet. Das zweite Ereignis in der UDSSR war die Wahl von Michail Gor­batschow zum Generalsekretär der KPDSU. Er leitete mit Glasnost und Perestroika das Ende des Eisernen Vorhangs und den Fall alter sozialistischer Systeme ein.

Nach der neuerlichen Niederlage der SPD bei den Bundestagswahlen 1987, tritt Willy Brandt als Vorsitzender seiner Partei zurück. Zu sei­nem Nachfolger wurde Hans Jochen Vogel gewählt. Die Landtags­wahl in Schleswig-Holstein im September 1987 wird durch das be­kannt werden der sog. Barschel/Pfeiffer-Affäre überdeckt. Der dama­lige SPD Spitzenkandidat Björn Engholm wurde bespitzelt und de­nun­ziert. Ministerpräsident Barschel streitet die Vorwürfe zwar ab, tritt aber am 2. Oktober 1987 zurück und wird neun Tage später tot in einem Genfer Hotel aufgefunden.

Bei einer Flugschau am 28. August 1988 in Ramstein fordert der Zu­sam­menstoß dreier Düsenjets 70 Tote. Am 3. Oktober 1988 stirbt der bayrische Ministerpräsident Franz-Josef Strauß im Alter von 73 Jah­ren.

Im Juli 1989 beginnt mit der Massenflucht von DDR-Bürgern über die ungarisch österreichische Grenze und der Flucht tausender in die di­plomatischen Vertretungen der BRD in Ost-Berlin, Warschau, Prag und Budapest der Anfang vom Ende der deutschen Teilung­. Nach dem Wechsel in der Staatsführung von Honecker zu Krenz, öffnet dieser am 9. November 1989 die innerdeutsche Grenze für DDR Bürger. Nur wenig später, am 24. Dezember 1989 können auch West­deutsche ohne Visa in die DDR einreisen.

Wenn auch viele Wessis wie Ossis über die Wiedervereinigung her­ziehen, ist sie doch das größte Ereignis der deutschen Geschichte nach der Kapitulation am 8. Mai 1945. Wir dürfen uns glücklich schätzen, daß dieses durch die Politik Gorbatschows ermöglicht wurde. Auch wenn wir noch über Jahre Solidaritätsbeiträge zahlen müssen, ist es die Deutsche Einheit wert, denn sie ist mit Geld nicht zu bezahlen!!

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